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Der Werwolf von London

Werewolf of London

monstermensch.de_bilder_w_werwolflondon1935_55.jpg USA 1935

Regie: Stuart Walker

The Werewolf instinctively seeks to kill the thing it loves best.

In der entlegenen Wildnis von Tibet sucht der Botaniker Dr. Glendon nach einer seltenen Pflanze, die nur bei Mondschein blüht. Am Ziel angekommen wird er von einem wilden Tier angefallen und gebissen. Er kann die Bestie jedoch in die Flucht schlagen und kehrt mit der Pflanze nach London zurück.
In seinem Labor versucht er unter künstlichen Bedingungen die Blume zum blühen zu bringen und vernachlässigt über seinen Forschungen seine Ehefrau. Während einer Party, stellt sich ihm ein Gast aus Tibet vor, der ihm vom Fluch des Werwolfs erzählt. Glendon sei von einem solchen gebissen worden und nur die Blume könne als Gegenmittel dienen. Der Werwolf, so heißt es, töte stets das, was er am meisten liebt. Glendon schlägt die Warnungen in den Wind, doch schon bald verwandelt er sich tatsächlich in eine blutrünstige Kreatur.

Dies ist der älteste erhaltene Werwolffilm. Etwa zwanzig Jahre zuvor gab es einen kurzen Stummfilm über eine Indianerin, die sich in einen Wolf verwandelt, doch der Film gilt leider als verschollen. Zu unrecht wird häufig noch „Wolf Blood“ aus dem Jahre 1925 als Werwolffilm aufgezählt, doch der Streifen beinhaltet gerademal eine sehr kurze Traumsequenz, in der ein Mann sich für einen Wolf hält und kann daher keineswegs als echter Werwolffilm gelten. So bleibt „Der Werwolf von London” als erster Spielfilm, der die Lykanthropie behandelt. Kurioserweise wird diese hier noch fälschlich als „Lycanthrophobie“ bezeichnet.

Mitte der zwanziger Jahre begann das amerikanische Filmstudio „Universal Pictures“ damit, Horrorfilme zu produzieren und etablierte rasch einige der markantesten und ausdauerndsten Ikonen des Genres. Zu den klassischen Universal-Monstern gehören Dracula, Frankensteins Monster, die Mumie, der Unsichtbare, der Wolfsmensch und später noch der Kiemenmann. Erst gegen Ende der fünfziger Jahre stellte Universal die Produktion von Horrorfilmen ein, die erschaffenen Kreaturen waren da bereits durch Wiederaufführungen, Fernsehauswertungen und den aufkommenden Markt für Modelbausätze und Fan-Zeitschriften längst unsterblich geworden und im Bewusstsein der Menschen verankert.
Der erste Versuch den Werwolf auf die Leinwand zu bringen war noch kein großer Erfolg. Dieser stellte sich erst 1941 ein, als mit Lon Chaney jr der legendäre „Wolfsmensch“ geschaffen wurde. Dieser „Werwolf von London” ist im Vergleich zu seinem Nachfolger noch recht zivilisiert. Er legt noch menschliches Verhalten an den Tag und tarnt sich gar mit Mantel und Hut, um nicht aufzufallen. Von daher erinnert er auch etwas an den gespaltenen Dr. Jekyll/Mr. Hyde, der wenige Jahre zuvor erfolgreich im Kino die Leute in Angst und Schrecken versetzte.

Die Mythologie, die hier entwickelt wird, ist durchaus originell. Die Pflanze, die nur am entlegensten Teil der Welt wächst als Gegenmittel für die grausame Krankheit. Überraschenderweise glauben sämtliche Autoritäten und Zeitungen sehr schnell an die Werwolf Theorie und legen keinerlei Skepsis an den Tag. Auch die wissenschaftlichen Bücher, die der Forscher konsultiert behandeln das Thema so, als ob es wissenschaftlich anerkannt sei und kein Aberglaube.

Die erste Verwandlung zum Monster ist bemerkenswert gut gemacht. Mittels unsichtbarer Schnitte während einer Kamerafahrt werden dem Zuschauer verschiedene Stadien der Verwandlung vorgeführt, bis die Transformation vollständig ist.
Die Maske selber ist hier noch dezenter als in den späteren Filmen, da der Schauspieler nicht soviel Zeit mit dem Auftragen der Maske verbringen wollte und befürchtete unter dem Makeup nicht mehr richtig spielen zu können. Obgleich sich seine Mimik mit der Maske letztlich auch nur darauf beschränkt mit den Zähnen zu fletschen, ist die Maske trotzdem sehr gut gelungen und effektiv. Sie betont die animalische Seite der Bestie und wirkt mit der dunklen Augenpartie äußerst bösartig.

Die Rolle des verfluchten Botanikers ist leider nicht genug mit Leben gefüllt und zuwenig sympathisch gezeichnet, als dass der Zuschauer richtiges Mitgefühl entwickeln kann. So fiebert man eher mit dessen Ehefrau mit, als sich über das Schicksal des Doktors Gedanken zu machen. Hier ist viel Potenzial verschenkt worden zugunsten eines rascheren Erzählflusses. Dieser wiederum kommt immer dann zum Stillstand, wenn die Handlung zu zwei alten Damen wechselt, die dem Werwolf ein Zimmer vermieten. Diese Szenen, die als komischer Kontrapunkt dienen und die Stimmung aufheitern sollen, sind leider viel zu lang und unnötig.
Ansonsten bietet der Film sehr schöne Bilder und Kamerakompositionen, jedoch zu viel Drama und zu wenig Gruselatmosphäre.

Der „Werwolf von London” präsentiert eine originelle Mythologie und gute Maskeneffekte, dafür leider wenig Spannung.

Der Werwolf von London in der imdb

Siehe auch
Der Wolfsmensch (1941) (der Klassiker aus dem Hause Universal)
American Werewolf (1981) (noch ein Werwolf in London)



Trailer




Bilder
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