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Die Insel des Dr. Moreau

The Island of Dr. Moreau

monstermensch.de_bilder_m_moreau_1977_36.jpg USA 1977

Regie: Don Taylor

Mit: Michael York, Burt Lancaster, Barbara Carrera

Ein winziger Tropfen Blut genügt, nur einer… und sie zerfleischen uns alle.

Der schiffbrüchige Andrew Braddock strandet auf einer abgelegenen Insel, wo er vom Wissenschaftler Moreau aufgenommen wird. Moreau, der gemeinsam mit seinem Assistenten Montgomery und der jungen Frau Maria auf der Insel lebt, warnt Braddock davor in den Dschungel zu gehen, da es dort gefährliche Tiere gäbe.
Die Neugier treibt Braddock schließlich dazu sich etwas genauer auf der Insel umzuschauen und so stößt er auf Moreaus grausames Geheimnis: Der Arzt verwandelt Tiere in Menschen um eine neue und bessere Rasse zu züchten.
Angewidert von den Experimenten will Braddock mit Maria, in die er sich verliebt hat, die Insel verlassen. Doch während er an der Reparatur seines Bootes arbeitet keimt unter den Tiermenschen Widerstand gegen ihre neue aufgezwungene Daseinsform auf.

Nach einigen inoffiziellen philippinischen Adaptionen ist dies die erste offizielle Verfilmung von H.G. Wells Romanklassiker seit „Island of Lost Souls“ aus dem Jahre 1932.
Der Film wäre sicher nicht entstanden, wenn nicht gerade die „Planet der Affen“ Reihe große Erfolge gefeiert hätte. So versucht „Die Insel des Dr. Moreau“ ähnliche Themen und Konflikte in eine erwachsene Abenteuergeschichte zu verpacken, die pseudophilosophischen Elemente gehen jedoch im Spektakel der amoklaufenden Kreaturen vollkommen unter.
Braddock tötet aus Mitleid einen schwer verwundeten Löwenmann. Was als Geste der Menschlichkeit gemeint war, wird sodann gegen ihn verwendet, weil in dem pervertierten Weltbild der Inselbewohner nur Moreau allein das Recht hat, Leben zu nehmen, da auch nur er Leben geben kann. Der Akt der Barmherzigkeit führt so dazu die Göttlichkeit Moreaus in Frage zu stellen und schließlich zu seinem Untergang.
Der Zwiespalt zwischen den angeborenen Instinkten und der anerzogenen Zivilisation wird mit kurzen Phrasen wie „wir sind keine Tiere, wir sind Menschen und brauchen Gesetze“ angedeutet, aber nie ernsthaft erörtert und wenn Moreau zum Schluss gar Braddock seiner Menschlichkeit berauben will, dieser jedoch allein durch die Kraft seiner „menschlichen“ Gefühle der Verwandlung trotzt, dann wird die Geschichte endgültig zum kitschigen Groschenroman.

Insgesamt ist die Handlung des Filmes arg zerfahren und das einzige erkennbare Stilmittel des Regisseurs ist die hektische Inszenierung von Verfolgungsjagden, was den Film jedoch nicht kohärenter oder spannender macht. Die aufdringliche und übertrieben dramatische Filmmusik ist überdem noch sehr anstrengend.
Don Taylor hatte zuvor den dritten Teil der „Planet der Affen“ Saga inszeniert und war ansonsten ein routinierter, aber nicht erwähnenswerter TV-Regisseur.

Die Masken der Tiermenschen sind gut gelungen. Die Haut wirkt zwar sehr plastikhaft, aber das Design ist eine überzeugende Mischung aus menschlichen und tierischen Merkmalen, wobei bei einigen Kreaturen nicht mehr deutlich zu erkennen ist, welches Tier ursprünglich gemeint war.
In der Mitte des Films gibt es einen sehr beeindruckenden Kampf zwischen einem Tiermenschen und einem echten Tiger. Durch die hervorragende Arbeit des Stuntmans und sehr gute Toneffekte ist hier ein wilder und spannender Kampf entstanden, der wirklich real und gefährlich wirkt.

In der Romanvorlage ist die Einführung des Schiffbrüchigen sehr lang und es vergeht viel Zeit, bis er auf der Insel landet. Dies ist hier schnell und unkompliziert abgehandelt. Überraschenderweise hielt man es für notwendig einen zweiten Überlebenden auf der Insel ankommen zu lassen, der dann jedoch sofort für tot erklärt wird. Eventuell ist dies auch wieder eine Idee, die aus „Planet der Affen“ übernommen wurde, wo ein zweiter Astronaut unter dramatischen Bedingungen wiederentdeckt wird. Hier führt dieser lose Storyfaden jedoch nie zu irgendeinem befriedigenden Ergebnis.

Insgesamt ist die Figur des Braddock als Held sehr passiv ausgelegt. Abgesehen von der Reparatur seines Bootes übernimmt er zu keinem Zeitpunkt wirklich die Initiative und ist stets nur Beobachter und Spielball auf der Insel.
Moreau wird hier als alter, müder Mann interpretiert, der keine wirkliche Leidenschaft mehr für seine Arbeit hat und merkwürdigerweise auch keine gefährliche Autorität gegenüber den Tieren ausstrahlt. Seine Macht befindet sich bereits im Verfall. Vielleicht ist dies eine bewusste Entscheidung der Filmemacher, die Zeit vor dem vollkommenen Verfall zu zeigen. Andererseits hätte es dann Braddock als Katalysator für die Revolution gar nicht gebraucht, wenn der Verfall unumgänglich war.
So bleibt nur der fade Beigeschmack, dass auch der „verrückte Wissenschaftler“ keinen richtigen Enthusiasmus mehr für die Geschehnisse aufbringen kann. Dies alles macht es auch dem Zuschauer sehr schwer mitzufiebern.

Vermieser-Warnung: Diesen Absatz nur lesen, wenn Du den Film bereits gesehen hast, oder es Dir nichts ausmacht überraschende Ereignisse im Vorfeld zu kennen

Die größte Enttäuschung des Filmes ist sicherlich das weichgespülte Schock-Ende. Im Roman von H.G. Wells gibt es keine weibliche Hauptfigur. Diese wurde 1932 für die Verfilmung „Island of Lost Souls“ unter großem Publicity Aufwand hinzu erfunden. Seitdem hat jede weitere Verfilmung sich ein Vorbild an der „Panther-Frau“ genommen und eine exotische Schönheit in die Geschichte integriert. Der große Schock hierbei ist jeweils die Erkenntnis des Helden, dass die attraktive Frau, die er geküsst (oder schlimmeres) hat in Wirklichkeit ein wildes Tier ist.
So spielt dann in dieser Verfilmung Barbara Carrera die weibliche Hauptrolle der Maria. Welche Funktion diese Figur hat ist vollkommen unklar. Die gesamte Logik des Filmes diktiert, dass sie selbst auch ein Tiermensch ist, dies wird jedoch niemals thematisiert und ihre Anwesenheit ergibt wenig Sinn.
Im Booklet zum Soundtrack des Filmes, gibt der Komponist erhellende Informationen zu ihrer Rolle. Geplant war ein pessimistisches Ende, bei dem die beiden Überlebenden Braddock und Maria im Boot auf dem Meer treiben. Während dieser Einstellungen sieht man Marias Gesicht nicht. Braddock entdeckt am Horizont ein Schiff und die Rettung ist nah. Während er sich freut, dreht sich Maria um und der Zuschauer sieht ihr halb zurückverwandeltes Tiergesicht. Ende.
Offenbar haben die Produzenten aber in letzter Sekunde von diesem Ende Abstand genommen und den Film umgeschnitten. Jetzt gibt es dramatische Musik, die nicht zu den Bildern passt und Maria sieht etwas kränklich aus, aber es fehlt das eindeutige Zeichen für Ihre Verwandlung. Dem Film wurde so auch noch der letzte Funken Spannung genommen.
Auf dem deutschen DVD-Cover gibt es sogar ein Bild von der verwandelten Maria, das im Film entsprechend überhaupt nicht vorkommt.

Der Versuch atmosphärischen Horror und Abenteuer zu mischen scheitert an der Halbherzigkeit der Produktion. Sehenswert allein wegen der Maskeneffekte.

Die Insel des Dr. Moreau in der imdb

Siehe auch
Die Insel der Verschollenen (1921) (deutsche Stummfilmversion der Geschichte)
Island of Lost Souls (1932) (großartige Adaption mit Charles Laughton)
Terror Is a Man (1959) (die Geburtstunde des philippinischen Exploitationfilmes)
The Twilight People (1972) (schlampig inszenierter Trash)
D.N.A. - Experiment des Wahnsinns (1996) (Neuadaption mit Marlon Brando)
Dr. Moreaus Haus des Schmerzes (2004)



Trailer




Bilder
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